Fehlervermeidung und Fehlermanagement im Unternehmen

Fehler kommen im Unternehmen vor. Meist sind sie ärgerlich, unnötig und kostspielig. Doch nicht alle Fehler sind von Nachteil – manche können bestehende Prozesse verbessern oder sogar zu Produktinnovationen führen. Wie Sie Fehler beurteilen und eine sinnvolle Kultur des Fehlermanagements in Ihrem Unternehmen einführen, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Fehler früher und heutzutage

Wir kennen das aus Filmen über die Gründerzeit: Beging damals ein Arbeiter einen Fehler, wurde er streng bestraft oder sogar direkt entlassen. Das erschien richtig, solange alle davon überzeugt waren, dass der Arbeiter wirklich einen Fehler gemacht hat und er keinerlei Rechte hatte.

Auch heutzutage sind Fehler im Betrieb ein Problemfeld, das je nach Branche und Art des Fehlers unterschiedliche Dimensionen annimmt – während ein Konstruktionsfehler in der Luftfahrttechnik katastrophale Folgen haben kann, ist ein Kommunikationsfehler in der Modebranche weniger gravierend. Das 20. Jahrhundert hat uns zudem deutlich gemacht, dass man aus Fehlern großen Betriebsnutzen schlagen kann.

Fehler, Zufallsprodukt, Verkaufsschlager

Penicillin, Nutella, Eis am Stiel – auf den ersten Blick haben diese Produkte wenig gemeinsam. Fakt jedoch ist, dass sie alle aufgrund eines Fehlers entdeckt bzw. entwickelt wurden. Fleming vergaß, ein dreckiges Petrischälchen auszuwaschen – machte also einen Fehler – und entdeckt dadurch das Penicillin. Der Konditor Ferrero ließ in einem heißen Sommer seine Haselnusscreme ungekühlt – machte also einen Fehler – mit dem Ergebnis, dass die erste Nutella hergestellt war. Und auch das Eis am Stiel haben wir einem Fehler zu verdanken – der später erfolgreich patentiert wurde –, weil der kleine Frank Epperson aus den USA einmal vergaß, abends sein Limonadenglas aufzuräumen, es samt hölzernem Spielstäbchen auf der Veranda stehenließ und der Inhalt über Nacht gefror.

Natürlich sind solche ungeplanten, zufälligen Entdeckungen eine Seltenheit, relativieren aber doch unsere Einschätzung von Fehlern als furchtbar schlimme Ausnahmen, die man unbedingt vermeiden soll. Und auch Fehler, die zu weniger spektakulären Resultaten führen, können sich positiv aufs Unternehmen auswirken, z.B. weil sie deutlich machen, dass Prozesse nicht ideal funktionieren oder dass Absprachen nicht eindeutig getroffen werden. Wichtig ist dabei immer, eine genaue Fehleranalyse zu betreiben.

Erfolgreiches Fehlermanagement in 5 Schritten

Ein erfolgreiches Fehlermanagement beginnt mit dem genauen Hinsehen und Hinterfragen. Weicht ein Ergebnis oder Prozess von der Norm ab? Wenn ja, welche Vor- und welche Nachteile sind damit verbunden? Ist die Auffälligkeit tatsächlich als Fehler einzuschätzen? Wenn ja, muss dies entsprechend kommuniziert und anschließend korrigiert werden. Die Rahmenbedingungen, die diesen Fehler begünstigt haben, müssen abgeändert und Maßnahmen zur Vorbeugung weiterer solcher Fehler ergriffen werden. Kurzum geht man am besten wie folgt vor:

  • erkennen

  • beurteilen

  • kommunizieren

  • korrigieren

  • vorbeugen

Ein erfolgreiches Fehlermanagement geht also sachlich an einen potenziellen Fehler heran und lässt zu, dass sich der Fehler als Verbesserung erweisen kann.

Fehlerkultur erfolgreicher Unternehmen und was wir daraus lernen können

Die größten Unternehmen der Welt, wie Amazon, Netflix und Coca-Cola bekennen sich zu einem offenen Umgang mit Fehlern. Nur so seien sie in der Lage, innovativ und erfolgreich zu sein.

In Deutschland ist der Umgang mit Fehlern noch nicht so modern. Obwohl wir langsam dahin gelangen, dass Fehler durchaus mit Fortschritt und Qualitätsverbesserung zusammenhängen können, herrscht in heimischen Betrieben ein sehr traditioneller und strenger Umgang mit Fehlern vor. Damit zusammenhängend die Angst der Mitarbeiter vor Gesichtsverlust, Sanktionen und Abmahnungen, was letztendlich in der Vertuschung von Fehlern resultiert. Es ist also nachvollziehbar, dass eine Fehlerkultur, die mit psychischem Druck einhergeht, in mehrfacher Hinsicht Nachteile für das Unternehmen mit sich bringt. Zum einen aufgrund der Fehler selbst, die sich auf Produkte oder Dienstleistungen übertragen können, und zum anderen aufgrund der suboptimalen Arbeitsleistung der Mitarbeiter, denn kein Mensch kann auf Dauer gute Leistungen unter psychischem Druck erbringen. Ein Unternehmen tut daher in jedem Fall gut daran, sich an den weltweit erfolgreichsten Unternehmen ein Beispiel zu nehmen und eine effiziente Fehlerkultur aufzubauen.

Mit Fehlern „richtig“ umgehen

Der Kernpunkt ist, zunächst einmal ein Betriebsklima zu schaffen, in dem die Mitarbeiter keine Nachteile befürchten müssen, wenn sie Fehler zugeben. Sorgen Sie als Führungskraft dafür, dass sich in Ihrem Unternehmen ein offener und konstruktiver Umgang mit Fehlern etablieren kann. Dass kein Mitarbeiter aufgrund eines Fehlers stigmatisiert oder gemobbt wird. Wenn nötig, veranlassen Sie Fortbildungen, bei denen Ihr Team darin geschult wird, zum einen sachlich zu kritisieren und zum anderen sachlich mit Kritik umzugehen. Achten Sie darauf, dass Fehler Ihr Team nicht spalten, sondern es zusammenschweißen. Erst dann wird es sinnvoll, Maßnahmen zur Vorbeugung von Fehlern zu erarbeiten und umzusetzen.

Dr. Agnieszka Will

Customer Relations Manager Europe

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